Forschung

Hörbericht Forschung stellt sich vor

Was beim Infoabend des Forschungsteam mit Schulterblick und Austausch auf Augenhöhe besprochen wurde.
03.11.2021
Foto vom Infoabend: Vorne im Bild ist das Publikum, hinten das Podium zu sehen.

Podcast des Infoabends am 27. Oktober 2021

Am 27. Oktober 2021 lud das Forschungsteam der Fürst Donnersmarck-Stiftung (FDST) zu einem Infoabend in die Villa Donnersmarck. Für einen Schulterblick in aktuelle Projekte und für viele Gespräche auf Augenhöhe mit Klientinnen, Klienten und Gästen. Das Forschungsteam der (FDST) forscht nah am Lebensalltag von Menschen mit Behinderung, und das am besten im nahen Austausch mit denjenigen, die von den Ergebnissen profitieren sollen. Gemeinsam sucht man so forschungsrelevante Antworten auf Fragen, wie wirksam die Rehabilitation von Personen mit erworbenen Hirnschädigungen ist oder was die Teilhabe für ein selbstbestimmtes Leben stärkt. Hören Sie einen Beitrag von Klaus Fechner. (reichweiten.net)

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Zu den Aufgaben der Fürst Donnersmarck-Stiftung gehört neben der Rehabilitation und der Unterstützung auch die Forschung. Das Ziel ist also nicht nur zu unterstützen, sondern auch zu überlegen, wie kann Assistenz verbessert werden. Das Forschungsteam der Stiftung forscht nah am Lebensalltag von Menschen mit Behinderung. Bei einem Infoabend in der Villa Donnersmarck am 27. Oktober 2021 stellten sich Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Stiftung vor und gaben einen Einblick in ihre Arbeit.

Für Dr. Maja Wiest, sie ist Forschungskoordinatorin im Bereich Teilhabeforschung, ist dabei gemeinsames Forschen besonders wichtig. Also das Miteinander von Forschenden und denjenigen, um die es bei der Forschung geht. Betroffene wissen aus eigener Erfahrung, was in der Praxis von Bedeutung ist.

Dr. Maja Wiest  spricht im Rahmen des Infoabends „Forschung stellt sich vor“.

Maja Wiest, Forschungskoordinatorin im Bereich Teilhabeforschung

Gemeinsam forschen

Gemeinsam forschen. Das ist deshalb für uns wichtig, weil wir die Kompetenzen, die wir als Forschenden auf der einen Seite haben und die Menschen mit Beeinträchtigungen auf der anderen Seite haben, zusammenbringen können. Wir als Forscher haben Fach- und Methodenwissen. Wenn wir diese beiden Perspektiven zusammenbringen, nämlich die Lebenswelt mit den Kompetenzen der wissenschaftlichen Forschung, können wir gut gemeinsam forschen.

Zu Beginn der Veranstaltung wurden einige aktuelle Forschungsprojekte der Stiftung kurz vorgestellt. Eine Studie trägt den Titel „Jymmin“. Im P.A.N. Zentrum für post-akute Neurorehabilitation in Berlin-Frohnau gibt es dabei Sport und Musik. Mareike Schrader ist Forschungskoordinatorin im Bereich Reha-Forschung. Sie beschreibt das Ziel der Studie.

Mareike Schrader spricht im Rahmen des Infoabends „Forschung stellt sich vor“.

Mareike Schrader, Forschungskoordinatorin im Bereich Reha-Forschung

Jymmin: Kombination aus Sport und Musik

Und zwar geht es in dieser Studie darum, dass wir schauen wollen, ob eine Kombination von Sport und Musik hilfreich ist, Gedächtnisleistungen zu verbessern. Nach einem Schlaganfall oder einem Schädel-Hirn-Trauma kann es sein, dass häufig kognitive oder Gedächtnisleistungen eingeschränkt sind. Vielleicht kann ich mich nicht mehr so gut erinnern und ich vergesse manche Sachen. Wir wollen schauen, wie eine Kombination aus Sport und Musik wirkt.

Zu dritt wird an verschiedenen Geräten Sport gemacht, jede Bewegung erzeugt Musik. So entsteht ein gemeinsames Musikstück. Das Gedächtnis der Teilnehmer wird in regelmäßigen Abständen getestet, um eine Entwicklung zu erkennen.

Ein anderes Forschungsprojekt der Donnersmarck-Stiftung trägt den Namen „NaBiS“. Das ist die Abkürzung für „Nachbeobachtung im Sozialraum“. Es geht dabei um Bewohner des P.A.N. Zentrums, die nach einer Rehabilitation in eine eigene Wohnung ziehen. Es soll erforscht werden, wie sie im ersten Jahr in ihrer neuen Umgebung zurechtkommen. Prof. Annette Sterr vom Forschungsmanagement der Stiftung erklärt das Vorgehen.

Prof. Annette Sterr auf dem Infoabend.

Prof. Annette Sterr, Forschungsmanagement

Partizipative Forschung schon Realität

Dazu werden wir die Personen, die ausziehen, kurz davor befragen. Also, dann wenn die Menschen noch im P.A.N. Zentrum wohnen aber schon wissen, dass sie demnächst ausziehen werden. Wir fragen dabei zum Beispiel, welche Vorstellungen von ihrem neuen Leben sie haben, welche Ängste sie haben und worauf sie sich freuen.  Und dann, zwölf Monate nach der ersten Befragung, gibt es wieder eine Befragung, um zu sehen und zurückzuschauen, wie ist es dir ergangen.

Auf diesem Weg wird ermittelt, welche Unterstützung notwendig ist und wie besser geholfen werden kann.

Ein weiteres Projekt beschäftigt sich mit der Frage, wie die Angebote der Villa Donnersmarck, die Teilhabe fördern sollen, weiter ausgebaut werden können. Es geht um Fragen wie „Was interessiert die Besucher der Villa?“ und „Was macht es einfach, diese Angebote nutzen zu können?“ Dr. Maja Wiest weist darauf hin, dass bei diesem Projekt bereits Forschende und Menschen mit Behinderung gemeinsam arbeiten.

Das Tolle an dem Projekt ist, dass wir das schon gemeinsam mit Menschen mit Beeinträchtigungen durchführen. Diese Studie hat einen Projekt-Beirat, der sie begleitet. Das sind Personen, die mich beraten und unterstützen, wie die Forschungsfrage eigentlich so umgesetzt werden kann, dass sie für die Lebenswelt wirklich relevant ist. Und auch, um mitzuentscheiden und zu filtern, was ist wirklich relevant aus der Perspektive von Menschen mit Beeinträchtigung.

Hier ist „gemeinsam forschen“ also schon Realität.

Nach der Präsentation der Forschungsprojekte trafen sich die Teilnehmer der Veranstaltung in Kleingruppen, wo Fragen gestellt und Ideen eingebracht werden konnten. Anschließend versammelten sich alle Beteiligten wieder im großen Saal der Villa. Dabei schilderten Menschen mit Beeinträchtigung ihre persönlichen Erfahrungen als Anregung für weitere Forschungsprojekte.

Bilder vom Infoabend "Forschung stellt sich vor".

Gelungener Austausch

Was mit am schwersten gefallen ist, das ist um Hilfe zu bitten. Das musste ich erst im Laufe der Jahre lernen. Das ist mir am schwersten gefallen und das tut es auch heute noch. Weil ich immer ein selbstständiger Mensch war und plötzlich stehst du da und musst immer um Hilfe bitten.

Die Besucher des Infoabends bekamen einen Einblick in die aktuelle Forschung der Fürst Donnersmarck-Stiftung. Das Forschungsteam der Stiftung erhielt viele Anregungen und einen Eindruck, was von ihrer Forschung erwartet wird. Für den Bereichsleiter Forschung der Stiftung, Dr. Christian Dohle, war die Veranstaltung ein großer Gewinn.

Dr. Christian Dohle spricht im Rahmen des Infoabends „Forschung stellt sich vor“.

Dr. Christian Dohle, Bereichsleiter Forschung

Wenn man von der Uni kommt und sagt, da gibt es etwas, was wahrscheinlich wichtig ist und wir müssen noch besser das Gehirn verstehen und noch bessere Therapien machen. Und das, was Sie hier genannt haben, das sind ja ganz einfache, banale Fragen: Wie komme ich wo hin? Wie kriege ich das, was ich brauche? Wie bekomme ich genug Informationen über das was ich brauche? Das finde ich spannend. Ich finde es auch wichtig, dass wir das in diesem Kreis von Ihnen hören und aufschreiben. Das gibt uns auch die Möglichkeit, mit anderen Menschen oder mit der Politik so etwas zu transportieren und eventuell zu sagen, wir brauchen gar nicht noch mehr Forschungsinstitute, solange wir diese einfachen Fragen in der Alltagswelt nicht geklärt haben.

Weitere Details und Ergebnisse des Infoabends werden auf der Website der Stiftung veröffentlicht.