Villa Donnersmarck

Hörbericht Patientenverfügung

Hörbericht zum Online-Infoabend "Für den Fall der Fälle" zum Thema Patientenverfügung.
14.06.2021
Oben im Bild: Hände einer älteren Person, die etwas aufschreibt. Unten im Bild: Screenshot der Teilnehmenden der Oline-Diskussion.

Podcast des Online-Infoabends am 9. Juni 2021

Wer beschäftigt sich schon gern mit gesundheitlichen Notsituationen, wenn man selbst nicht mehr für sich sprechen kann? Dabei ist es so wichtig, dafür vorzusorgen. Der Jour fixe "Für den Fall der Fälle" diskutierte als Online-Infoabend, was dabei zu beachten ist. Der Podcast fasst die wichtigsten Punkte zum Thema Patientenverfügung noch einmal zusammen. Hören Sie einen Beitrag von Klaus Fechner. (reichweiten.net)

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Transkriptions zum Mitlesen

Vielen Menschen fällt die Beschäftigung mit den Themen Krankheit und Sterben schwer. Dabei ist es ratsam, sich damit zu beschäftigen und vorzusorgen. Zum Beispiel mit den Fragen, wie eine medizinische Behandlung aussehen soll, wenn ich selbst nicht mehr in der Lage bin, meine eigene Entscheidung mitzuteilen. Wann zum Beispiel eine medizinische Versorgung abgebrochen werden soll. In diesen Fällen hilft eine Patientenverfügung. In einem Online-Infoabend am 9. Juni 2021 griff die Fürst Donnersmarck-Stiftung das Thema Patientenverfügung auf und zeigte, worauf es dabei ankommt.

Rechtsanwalt Dr. Martin Theben erklärte, was eine Patientenverfügung ist und welchen Zweck sie erfüllt.

Screenshot: Dr. Martin Theben während der Online-Diskussion.

Rechtsanwalt Dr. Martin Theben

Keine festgelegte Form für Patientenverfügungen

Wenn ich Entscheidungen treffen will, die meinen Gesundheitszustand betreffen, über die ich dann nicht mehr selber entscheiden kann, weil ich im Koma liege oder sehr krank bin, dann kann ich vorher festlegen, welche Form der Behandlung oder lebensbeendende Maßnahmen geschehen sollen oder nicht. Wenn es dann so weit ist, hat der Arzt oder diejenigen, die darüber entscheiden einen Anhaltspunkt, wie ich mich entscheiden würde, wenn ich es noch könnte.

So kann in einer Patientenverfügung zum Beispiel festgehalten werden, ob eine künstliche Beatmung stattfinden oder ob sie unterlassen werden soll. Auch der Einsatz von Antibiotika kann geregelt werden. Oder ob wiederbelebende Maßnahmen durchgeführt werden sollen oder nicht.
Es gibt übrigens keine festgelegte Form, wie eine Patientenverfügung aussehen soll. Sie muss nur schriftlich abgegeben werden, dabei ist es egal, ob handschriftlich oder am Computer geschrieben. Damit alles rechtssicher ist, muss eine Patientenverfügung aber den Namen, das Datum und die Unterschrift des Patienten enthalten.

Christian Noé ist Diplompädagoge und arbeitet beim Betreuungsverein Cura. Der Verein berät und unterstützt ehrenamtliche rechtliche Betreuer. Er weist auf einen weiteren wichtigen Punkt bei der Patientenverfügung hin: Sie muss im Fall der Fälle auffindbar sein.

Screenshot: Christian Noé während der Online-Diskussion.

Christian Noé, Betreuungsverein Cura

Es braucht Hilfe von Angehörigen, Freunden oder Nachbarn

Wichtig ist, die Patientenverfügung alleine nutzt nichts. Wenn die in der Schublade liegt und verstaubt, wenn ich im Krankenhaus bin, dann bringt das überhaupt nichts. Ich brauche in dieser Situation jemanden, der die Patientenverfügung nimmt und zum Arzt oder der Ärztin geht und sagt „Hier, bitte handle danach. Das ist der Wille des Patienten.

Das können Angehörige, Freunde, Nachbarn oder der Hausarzt sein. Diese Personen müssen wissen, wo sich die Patientenverfügung befindet und sie dem behandelnden Arzt vorlegen. Es ist auch möglich die Patientenverfügung beim Amtsgericht oder der Bundesnotarkammer zu hinterlegen.

Vor dem Ausfüllen einer Patientenverfügung ist eine ausführliche Beratung durch einen Arzt wichtig, der auf mögliche Situationen im Krankenhaus hinweisen kann und bei den Formulierungen hilft. Eine weitere Hilfe können Vordrucke oder Textbausteine im Internet sein, zum Beispiel vom Bundesjustizministerium.

Natalie Siehr vom Verein Zukunftssicherung Berlin empfiehlt eine besonders geeignete Broschüre in Heftform mit dem Titel „Zukunftsplanung am Lebensende“. Sie ist in Leichter Sprache verfasst.

Screenshot: Natalie Siehr während der Online-Diskussion.

Natalie Siehr, Zukunftssicherung Berlin

"Ein wichtiger Schritt für jeden einzelnen"

Das ist eine wunderschöne Broschüre. Die gibt es in unterschiedlichen Ausgaben. Damit kann man ganz gut arbeiten. Da gibt es medizinische Erklärungen zu Behandlungsmethoden und Erkrankungen. Da können die Menschen eintragen oder eintragen lassen, was derjenige noch möchte oder nicht. Also Fragen wie „Welcher Mensch soll mich im Krankenhaus begleiten?“ oder Sachen wie „Ich bin damit einverstanden, dass ich Essen und Trinken über einen Schlauch bekomme“. Das ist dann schon sehr kleinteilig.

Der Verein Zukunftssicherung fördert Menschen mit so genannter geistiger Behinderung und unterstützt sie mit geeigneten Wohnformen sowie Betreuung. Es geht also um Menschen, die bereits einen eingesetzten gesetzlichen Betreuer haben. Aus ihrer Sicht ist das Aufsetzen einer Patientenverfügung, um den persönlichen Willen festzustellen, ein langer Prozess. Dafür gibt es zwischen den Bewohnern und den Betreuenden in den Einrichtungen intensive Gespräche. Das ist für die Betreuenden keine leichte Aufgabe. Darum gibt es spezielle Schulungen.

Wir machen ja diese einwöchigen Kurse „Palliativ Care“. Die sind auch offen für Mitarbeiter:innen aus anderen Einrichtungen der Behindertenhilfe. Wir freuen uns auch, wenn dort möglichst vielfältige Träger aufeinandertreffen, weil der Erfahrungsaustausch viel intensiver ist. Im Moment machen wir die Kurse überwiegend mit den Kolleg:innen von „leben lernen“. Aber wie gesagt, wir sind da offen für andere Teilnehmer*innen.

Für Rechtsanwalt Dr. Martin Theben ist das Verfassen einer Patientenverfügung ein wichtiger Schritt für jeden einzelnen. Noch wichtiger für die Gesellschaft wäre es allerdings mehr Unterstützung für selbstbestimmte Willensäußerungen und besseren Zugang für Menschen mit Behinderung zu gesellschaftlichen Systemen zu erhalten. Deshalb appelliert er an die Politik.

Gerade bei Menschen, die von bestimmten Systemen wie dem medizinischen und dem sozialen ausgeschlossen sind, exkludiert sind, weil sie nicht selber ihre Interessen vertreten können, sondern dabei Unterstützung brauchen. Da würde ich mir wünschen, dass generell die Einrichtungen der Behindertenhilfe sehr viel stärker unterstützt werden. Deshalb mein Appell an die Politik: Da sollten wir uns alle sehr viel stärker einbringen, dass diese wichtige und hochprofessionelle Arbeit, dass die auf eine sehr viel breitere Basis gestellt wird.