Fürst Donnersmarck-Stiftung verleiht weltweit einmaligen Forschungspreis für neurologische Rehabilitation
Berlin, 24. November 2006 - Für herausragende Arbeiten im Bereich der neurologischen Rehabilitation wurden heute Prof. Dr. Martin Lotze, Universität Greifswald, und Dr. Claudia Weiand, Neurologisches Zentrum Magdeburg, im Konzerthaus Berlin mit dem Forschungspreis der Fürst Donnersmarck-Stiftung ausgezeichnet. Bruce H. Dobkin, Professor für Neurologie an der University of California Los Angeles, erhielt für sein Lebenswerk einen Sonderpreis. Der mit 30.000 Euro dotierte Forschungspreis ist der erste weltweite Preis, der sich der neurologischen Rehabilitation widmet. Er wurde ergänzt durch einen Sonderpreis, der mit 10.000 Euro dotiert ist. Geholfen wird damit vor allem Menschen nach Schädel-Hirn-Traumata und Schlaganfällen. Schädel-Hirn Verletzungen erleiden allein rund 270.000 Menschen in Deutschland durch Unfälle und Infarkte. Weltweit hatten über 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Arbeiten eingereicht.
Das Kuratorium der Fürst Donnersmarck-Stiftung, vertreten durch seinen Vorsitzenden Dr. Guidotto Fürst von Donnersmarck, sowie die Jury-Mitglieder Prof. Dr. Dr. Paul Walter Schönle und Prof. Dr. Karl Wegscheider, ehrten bei dem Festakt die drei Wissenschaftler.
Dr. Claudia Weiand verglich in einer randomisierten klinischen Studie unterschiedliche neuropsychologische Behandlungsmethoden. Sie zeigte auf, dass auch ein Therapieverfahren, das an den Anforderungen des Alltags orientiert ist, wirkungsvoll zur gezielten Behandlung kognitiver Störungen eingesetzt werden kann. Eine alltagsnahe Methodik erleichtert es Patienten, Übungseffekte aus der Therapie in ihren Alltag und Beruf zu übernehmen. Die Jury des Forschungspreises würdigte den handlungstheoretischen Ansatz der Arbeit, die reichhaltige Darstellung der unterschiedlichen Facetten der Therapien und die Orientierung an den Bedürfnissen der Praxis. Denn gezieltes Training und die Vorbereitung auf den Alltag seien besonders für die Rehabilitation von Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma wichtig.
Martin Lotze, Professor für Funktionelle Bildgebung an der Universität Greifswald, verglich Veränderung von Gehirntätigkeit bei motorischem Lernen und nach Ausfällen von die Bewegung steuernden Arealen des Gehirns. Hierbei wurden sowohl Gesunde, Patienten nach einem Schädel-Hirn-Trauma sowie auch Schlaganfallpatienten mit der funktionellen Kernspintomographie und der transkraniellen Magnetstimulation untersucht. Lotze kam durch die Kombination beider Methoden zu neuen Erkenntnissen über Adaptationsprozesse des Gehirns. Dies ist eine wichtige Grundlage für die Entwicklung neuer Erkenntnisse für die neurologische Rehabilitation.
Mit einem Sonderpreis ehrte die Fürst Donnersmarck-Stiftung das Lebenswerk des kalifornischen Professors Bruce H. Dobkin. Vor allem seine Arbeiten auf dem Gebiet der klinischen Forschung sind für Patienten, Wissenschaftler und Ärzte weltweit von Bedeutung. Das Besondere an Dobkins Arbeiten ist die Verbindung von Forschung und Patientenversorgung auf hohem methodischen Niveau. Mit seinen Arbeiten leistete Dobkin einen wesentlichen Beitrag zur Verbreiterung der Evidenzbasis der neurologischen Rehabilitation. Das schließt insbesondere auch die Auseinandersetzung mit den Grenzen therapeutischer Ansätze ein. So widerlegte Dobkin mit einer Studie die Vermutung, dass Stammzellentransplantationen bei der Behandlung von Querschnittgelähmten zu schnellerem Erfolg führen würden. Zahlreiche nationale und internationale Ämter sowie eine Vielzahl von Originalpublikationen und Übersichtsarbeiten belegen sein langjähriges Engagement für die neurologische Rehabilitation. Bei aller methodischer Strenge steht dabei der Nutzen für den Patienten stets im Mittelpunkt aller Überlegungen. Mit seinem Lebenswerk repräsentiert Professor Dobkin in beispielhafter Form die Zielsetzungen der Preisausschreibung.
Die Preisträgerin und Preisträger
- Professor Martin Lotze, Universität Greifswald
- Dr. Claudia Weiand, Medianklinik NRZ Magdeburg
- Professor Bruce H. Dobkin, University of California - Los Angeles (UCLA)
Die Fürst Donnersmarck-Stiftung
Die Fürst Donnersmarck-Stiftung feiert in diesem Jahr ihr 90-jähriges Jubiläum. Der Gründer Guido Graf Henckel Fürst von Donnersmarck ist eng mit der Geschichte Berlins verbunden. So ließ er die "Gartenstadt Frohnau" planen und errichtete bereits 1914 ein privates Lazarett für Kriegsverletzte aus dem Ersten Weltkrieg. 1916 gründete er eine Stiftung mit dem Ziel, eine „Forschungsstätte für die wissenschaftliche Verarbeitung und therapeutische Verwertung der im jetzigen Kriege gesammelten ärztlichen Erfahrungen“ aufzubauen.
Heute bietet das Fürst Donnersmarck-Haus in Frohnau nachklinische Rehabilitation für Menschen mit Schädel-Hirn-Verletzungen oder Schlaganfällen. Die spezielle Förderung zur Wiedererlangung von Alltagsfähigkeiten zielt darauf ab, Betroffene so zu unterstützen, dass sie so weit wie möglich wieder selbstständig leben können.
Anknüpfend an ihre Tradition des Strebens nach innovativen Lösungen will die Fürst Donnersmarck-Stiftung mit dem Forschungspreis wissenschaftliche Erkenntnisse auf dem Gebiet der neurologischen Rehabilitation gezielt fördern. Die Fürst Donnersmarck-Stiftung ist eine wichtige Institution für Menschen mit Behinderung in Berlin. Gesellschaftliche Teilhabe, Selbstbestimmung und Empowerment (engl. für „Befähigung“) sind die Kernbegriffe ihrer Arbeit. Die Stiftung einschließlich ihrer Tochtergesellschaften ist mit rund 600 Mitarbeitern in den Bereichen Rehabilitation, Freizeit, Bildung, Beratung und Touristik tätig. Hier realisiert sie wegweisende Projekte wie das HausRheinsberg Hotel am See, ein barrierefreies Ferienhotel, das in seiner Art und Ausstattung einzigartig in Deutschland ist.